Rundliche Formen, Heckantrieb und einen grossen Auftrag: Der VW ID.3 soll wie damals der Käfer das Volk mobilisieren – einfach mit Strom statt Benzin. AutoScout24 hat das Einführungsmodell 1ST-Edition getestet.
Der VW ID.3 Pro Performance Max in Zahlen:
- Motor: 58 KWh mit 204 PS/310 Nm
- Antrieb: Hinterrad
- Getriebe: 1-Gang Automatik
- Fahrleistungen: 0-100 km/h 7,3 s, Spitze 160 km/h
- Masse: 4,35 Meter Länge, 1,81 Meter Breite, 1,57 Meter Höhe, Gewicht 1 920 kg, Kofferraum 385 – 1 267 Liter
- Verbrauch: 19,4 kWh/100 km (425 km Reichweite WLTP)
- Basispreis: ab 52 900 Franken
- Konkurrenten: BMW i3, Citroën ë-C4, DS 3 Crossback e-tense, Hyundai Ionic electric, Kia e-Niro, Mazda MX-30, Mercedes-Benz EQA, Mini Electric, Nissan Leaf, Opel Mokka-e, Peugeot e-2008, Renault Zoe, Tesla Model 3.
- Stand: 13 April 2021
Wem der VW ID.3 gefällt
Automobilistinnen und Automobilisten, die mit ihrem Fahrzeug folgendes Statement setzen wollen: «Schaut her, ich fahre elektrisch». Der VW ID.3 ist so aussergewöhnlich gestylt, da erkennt auch der Auto-Laie, dass hier kein normales Auto vorfährt.
Üppiges Platzangebot
Die aussergewöhnliche Form des VW ID.3 ist aber nicht nur Show. Denn durch den Wegfall von Verbrennungsmotor und Treibstofftank kann die Grundfläche besser ausgenutzt werden. So ist der Radstand extra weit und die Karosserieüberhänge sind extra kurz. Die Folge davon ist eine riesige Passagierzelle mit entsprechend üppigem Innenraum. Der VW ID.3 ist zwar gleich gross wie ein Golf, hat aber so viel Platz wie ein Passat. Vor allem im Fond bietet der E-VW seinen Insassen fürstliche Platzverhältnisse und Beinfreiheit wie in einer Chauffeur-Limousine. Ein weiterer Vorteil der Elektro-Architektur ist, dass es keinen Getriebetunnel mehr braucht. Das schafft zwischen den Vordersitzen Raum für Ablagen und hinten mehr Platz für die Füsse.
Volldigitales Cockpit
Das Cockpit passt zum futuristischen Exterieur. Es gibt nur noch Bildschirme – einen kleinen über dem Lenkrad für die Fahrinfos und einen grösseren Touchscreen in der Mitte des Armaturenbrettes für die Bedienung des Fahrzeugs. Die Menüführung ist allerdings umständlich, es dauert lange, bis man sich zurechtfindet. Auch sind viele wichtige Funktionen in Untermenüs versteckt, die Bedienung lenkt vom Fahren ab. Wie beim neuen Golf lassen sich Klimaanlage und Lautstärke per Touch-Tasten steuern. Das funktioniert jedoch auch im ID.3 nicht immer.
Bequeme Massagesitze
Die Materialien im Interieur sind nicht so hochwertig, wie man es in einem über 50 000 Franken teuren Auto erwarten würde. Die Sitze sind mit einem grauen Vlies bezogen, das an eine Fleece-Jacke erinnert. Der Komfort ist allerdings top, die ErgoActive-Sitze (Serie in 1ST-Edition) sind elektrisch 12-fach verstellbar und verfügen über eine längs verschiebbare Oberschenkelauflage sowie über eine Massagefunktion. Auch Armaturenbrett und Türinnenverkleidungen wirken optisch nicht sehr hochwertig. Weil sie gummiert sind, fühlen sie sich beim Anfassen aber gut an.
Elektrischer GTI
Auch beim Fahren fühlt sich der ID.3 gut an. Die getestete Pro-Performance-Version leistet 204 PS und sorgt für GTI-Fahrleistungen. Seine 310 Nm liegen ab der ersten Umdrehung an. Das reicht für einen Kavalierstart mit quietschenden Reifen und einen Sprint von 0 auf 100 in 7,3 Sekunden. Auch ein Überholmanöver ist schnell erledigt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h abgeregelt.
Alltagstaugliche Reichweite
Unser Testwagen ist mit dem 58 kWh-Akku ausgestattet, dem mittleren der drei erhältlichen Batterie-Grössen für den ID.3 (Pure 45, Pro S 77 kWh). Den Verbrauch gibt VW mit 19,4 kWh pro 100 km an, das ergibt eine theoretische Reichweite von 425 km gemäss WLTP. Obwohl wir oft im Sparfahrmodus Eco gefahren sind und die Aussentemperaturen recht mild waren, zeigte der Bordcomputer nach dem Volltanken nie mehr als 350 km an. Das reicht jedoch locker fürs tägliche Pendeln, sogar ein Sonntagsausflug in die Berge liegt drin.
Schnell geladen
Praktisch sind auch die schnellen Ladezeiten. An einer 100-kW-Schnellladestation ist die fast leere Batterie in rund einer halben Stunde wieder zu 80 Prozent voll. Und per 11-kW-Wallbox dauert der Ladevorgang von 0 auf 100 Prozent etwas mehr als sechs Stunden. Von Energie rekuperieren versteht der ID.3 aber nicht viel. Denn ausser der B-Stufe am Getriebe gibt es keine Möglichkeit, die Rekuperation zu verstellen. Auch das so genannte One-Pedal-Fahren, also das Bremsen mittels Fuss vom Gas nehmen, kann der Elektro-VW nicht.
Dynamischer Kurvenräuber
Nicht nur dank den GTI-Fahrleistungen fühlt sich der ID.3 auf kurvigen Landstrassen im Element. Der Stromer zieht dank tiefem Schwerpunkt – die Batterien sitzen im Unterboden – fast wie auf Schienen um Kurven. Die Lenkung arbeitet dabei direkt und bietet für ein Elektromobil erstaunlich viel Rückmeldung. Der Fahrkomfort bleibt aber trotz adaptiver Fahrwerksregelung (Serie 1ST) etwas auf der Strecke. Das liegt aber vor allem an den 20-Zoll-Rädern (Serie 1ST), deren Niederquerschnitt-Reifen Bodenunebenheiten spürbar an die Insassen weitergeben.
Wendiger Stadtflitzer
In der Stadt kommt dem ID.3 sein Mini-Wendekreis von 10 Metern zu Gute. Es ist kein Problem, auf einer Quartierstrasse in einem Zug zu wenden oder den Wagen in eine enge Parklücke zu zirkeln. Bei letzterem unterstützt einen die Einparkhilfe mit Rückfahrkamera. Auch sonst hat der VW ID.3 viele Assistenten an Bord. Vom Abstandstempomaten über den Notbremsassistenten, den Spurhalter über die Verkehrszeichenerkennung ist alles serienmässig dabei.
Was uns bestens gefällt
Das üppige Raumangebot trotz kompakten Abmessungen. Diesen Spagat schafft der VW ID.3, weil er als Elektroauto konstruiert und gebaut wurde. So können die Vorteile, wie der Wegfall von Verbrennungsmotor und Tank, genutzt werden.
Was uns weniger gefällt
Die nicht wirklich hochwertigen Materialien im Interieur. Bei einem so teuren Auto – der ID.3 kostet als 1ST-Edition knapp 53 000 Franken – erwartet man mehr. Gut zu wissen: den ID.3 gibt’s bereits ab 33 200 Franken zu kaufen, als Pure mit 150 PS und 45 kWh Akku.