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«Ich würde nicht mehr geschenkt zu einem Verbrenner zurück» – ein Erfahrungsbericht zum Polestar 2

31. August 2023

Lesedauer: Minuten

«Ich würde nicht mehr geschenkt zu einem Verbrenner zurück» – ein Erfahrungsbericht zum Polestar 2

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Jan Krumnacker

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Oliver hat in Sachen Elektromobilität schon viel erlebt. Er fuhr schon mit einem CityEL durch die Strassen als massentaugliche Elektroautos noch Wunschdenken waren. Heute ist er im Polestar 2 unterwegs – und zwar sowohl im Alltag, als auch, wenn er in die Ferien fährt. Wie lebt es sich mit dem E-Auto und wie gut funktioniert es auf Langstrecken? Oliver erzählt von seinen Erfahrungen.

«Ich fahre mittlerweile seit 16 Jahren fast nur elektrisch. Mein erstes Elektroauto war ein CityEL – ein Dreirad mit einer Reichweite von rund 60 Kilometern. Mit dem «Ding» fuhr ich ungefähr 50’000 Kilometer. Luxus war das nicht, aber für Kurzstrecken reichte es und ich konnte es an jedem 230 Volt Anschluss laden.

Auf längeren Strecken musste ich manchmal förmlich nach Lademöglichkeiten suchen, zum Teil in Restaurants. Die Kabelrolle hatte ich für diesen Zweck immer dabei.

Nach dem CityEL ging ich kurze Zeit in die Verbrennerwelt zurück, bevor ich mir einen Chevrolet Volt Plug-in-Hybrid kaufte. 60–80 Kilometer konnte ich mit vollem Akku jeweils rein elektrisch fahren – für den Alltag reichte das.

Oliver, 42, lebt im Kanton Aargau. Der Lokomotivführer ist ein Elektroautofahrer der ersten Stunde. Seit mehr als einem Jahrzehnt fährt er, wann immer möglich, elektrisch. Mit seinem Polestar 2 kann er das nun ganz ohne Einschränkungen umsetzen – egal, ob sein Ziel 10 oder 1’000 Kilometer weit weg ist. «Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich nur mit dem Elektromotor auch in entfernte Destinationen fahren kann. Aber selbst Mittelmeerinseln, wie Rab in Kroatien, sind mittlerweile problemlos erreichbar.»

Warum habe ich mich für den Polestar 2 entschieden?

Nach 9 Jahren mit dem Volt kam dann der Moment, an dem ich mir ein Elektrofahrzeug leisten konnte. Meine Anforderungen waren allerdings nicht ganz simpel:

Das Auto sollte eine vernünftige Reichweite haben, Platz für 4 bis 5 Personen bieten und einen kleinen Wohnwagen ziehen können. Plus, ich wollte ein E-Auto, in dem ich mich wohlfühle und das alle anderen, die sich hineinsetzen, ohne Tamtam bedienen können.

Nach ein paar Probefahrten mit verschiedenen Modellen hatte der Polestar 2 meine Anforderungen am besten erfüllt. Anfang 2022 bestellte ich ihn, wenige Monate später stand mein neues E-Auto in meiner Garage.

Langstrecken fahren mit dem Polestar 2

Mit dem Polestar 2 gehe ich auch in die Ferien. Ich und meine Partnerin fahren seit Jahren regelmässig mit dem Auto nach Slowenien, da ein Teil ihrer Familie dort lebt. Das sind pro Weg mehr als 1’000 Kilometer. Solche Strecken nur mit dem Elektromotor fahren – das war Neuland für mich. Und es machte mich, ehrlich gesagt, schon ein bisschen nervös. Aber das hat sich schnell wieder gelegt.

Klar, ich musste mich am Anfang ein wenig umgewöhnen. Die Tatsache, dass sich ein Akku anders verhält als ein Benzintank, lässt sich nicht wegdiskutieren. Im Winter fällt die Reichweite des E-Autos um rund 20 %, gleichzeitig entscheidet mein rechter Fuss am Gaspedal mit, wie weit ich mit der Akkuladung komme.

Wenn ich etwas vom Gas gehe, komme ich mit derselben Energiemenge weiter und muss weniger Ladestopps einlegen – und umgekehrt. Das heisst schlussendlich auch, dass ich meistens schneller am Ziel bin, wenn ich nicht immer mit Höchstgeschwindigkeit fahre.

Richtig Laden auf der Langstrecke

Ganz allgemein ist die Laderei ja ein häufiges Argument gegen Elektrofahrzeuge. Ja, laden muss man auf Langstrecken, keine Frage. Allerdings – und hier kommt der Knackpunkt des Menschen als Gewohnheitstier – muss man die alten Gewohnheiten vom Verbrenner loslassen.

Leerfahren und Volltanken ist das schlechteste Konzept beim Elektroauto. Man sollte nur so viel nachladen, um sicher bis zum nächsten Ladepunkt zu kommen. Wenn ich also mit 70 % den nächsten geplanten Stopp erreiche, heisst es: Abstöpseln, weiterfahren!

Auch wenn das zu Beginn etwas Überwindung braucht. Sonst verplempere ich unnötig Zeit. Erst recht, wenn ich den Akku ganz auflade, denn die letzten 20 % brauchen oft genauso lange oder länger als von 10 % auf 80 % zu laden. Das zieht jegliches Reisen unendlich in die Länge!

Das Märchen vom leeren Akku

Zum Thema Akku hört man ja ab und zu immer noch die hämischen Kommentare von wegen «plötzlich stehenbleiben». Das gehört in die Welt der Märchen. Bei mir im Polestar 2 rechnet Google Maps im Hintergrund immer mit, ob es an die nächste geplante Ladesäule reicht. Und wenn nicht, schlägt es Alarm.

Das zeigt aber auch, dass das Navigationssystem in einem Elektroauto eine viel wichtigere Rolle hat als bei einem Verbrenner. Wenn ich im unbekannten Terrain unterwegs bin, muss ich mich zu 100 % auf das Navi verlassen können.

Bei der Routenplanung geht es den Ladestationen nach

Die Lademöglichkeiten muss ich natürlich auch bei der Routenplanung berücksichtigen. Das ist aber kein grosser Aufwand. Ich kann meine Zahlnetzwerke definieren und dann zum Beispiel eine Route von Aarau nach Tromsø in Norwegen eingeben. Mit einem Klick stellt mir Google Maps sämtliche Ladestationen zusammen, die ich anfahren kann. Also eigentlich keine 10 Minuten Planung.

Allerdings – und das ist für mich das Mühsamste an der Elektromobilität – gibt es Länder, die eigene Zahlnetzwerke haben, die nicht mit meinen Netzwerken kooperieren. In diesem Fall bin ich dazu verdammt, eine zusätzliche App aufs Handy zu laden und meine Kreditkarten zu hinterlegen. Und eine Internetverbindung per Handy sollte ich vor Ort dann auch noch haben.

Das kann je nach Destination wirklich mühsam werden. Hier wünschte ich mir eine selbstverständliche Möglichkeit, um per Kreditkarte direkt an der Säule zu zahlen. So langsam hält das auch Einzug, aber eben nur sehr langsam.

Dank Ladestopps erholter in den Ferien ankommen

Wenn ich die Ladestopps sinnvoll plane und mit Essenspausen kombiniere, ist die Reisezeit nur unwesentlich länger. Schneller als mit einem Verbrenner ist man mit dem E-Auto nicht, das streitet niemand ab. Aber durch die regelmässigen Pausen von 10–25 Minuten komme ich viel erholter an.

Manche mögen diese Aussage als Schönfärberei betiteln, für mich trifft sie zu. Ich fahre seit jeher praktisch nie länger als 3 Stunden ohne Pause. Ich sage da ganz klar: Wenn ich 1’000 Kilometer am Stück fahre, ist der Tag sowieso hinüber. Dann spielt es echt keine Rolle, wenn ich auf einer solchen Strecke eine Stunde mehr für die Ladestopps einplanen muss.

Mit dem Polestar 2 den Alltag bestreiten? Kein Problem.

Langstrecken sind sicher die grosse Ausnahme. Im Alltag brauche ich den Polestar 2 vor allem für Kurzstrecken. Hier gilt, wer auf der Arbeit oder zu Hause laden kann, ist ungemein im Vorteil. Ich arbeite im Schichtdienst, mein Auto steht deshalb regelmässig tagsüber in meiner Garage. So kann ich über 70 % der verfahrenen Energie direkt ab Hausdach wieder aufladen. Das ist natürlich eine Luxuslösung, keine Diskussion.

Wer diese Möglichkeit nicht hat, sollte sich vor dem Kauf eines E-Autos gut umsehen, wo es im täglichen Bewegungsradius Lademöglichkeiten gibt. Gerade in der Schweiz lässt es sich praktisch überall problemlos laden, auch ohne Navi. Mit der Zeit bekommt man ein Auge für Ladepunkte. Es müssen auch nicht immer Schnellladesäulen sein. An einem Ladepunkt mit 11 kW ergibt eine Stunde Ladezeit auch bereits 50–80 Kilometer zusätzliche Reichweite.

Gespräche über E-Mobilität

Wenn ich an einer Ladesäule bin, gibt es eigentlich ausnahmslos interessante Gespräche. Anders ist es in den sozialen Medien. Dort ist die Hemmschwelle viel tiefer. Das muss man filtern können. Meist liest man recht schnell aus diesen Ergüssen heraus, ob es ein reiner Frustkommentar ist oder ob sich jemand wirklich mit dem Thema beschäftigt und fundiert argumentiert.

Denn seien wir ehrlich: An der Elektromobilität ist nicht alles vorbehaltlos nur gut. Wir, die uns trotzdem dafür entschieden haben, müssen auch lernen, dass es in der Tat Argumente gibt, die gegen E-Mobilität sprechen.

Da geht es zum Beispiel um die Herkunft der Rohstoffe und deren Gewinnung oder die Entsorgung verschlissener Akkus, beziehungsweise deren Second Life. Dennoch muss für mich klar gesagt sein: Unter dem Strich bleibt eine positive Emissionsbilanz pro Fahrzeug bei Elektroautos unbestritten.

War der Polestar 2 die richtige Entscheidung?

Natürlich kann ich nur für mich sprechen: Ich würde, Stand heute, nicht mehr geschenkt wieder zurück auf einen Verbrenner wechseln. Nicht für den Alltag. Meine ca. 25’000 Kilometer im Jahr kommen mich auf rund CHF 1’000.– für Strom und Fahrzeugunterhalt zu stehen. Früher kostete das Auto alleine das Dreifache.

Ausserdem hilft das Elektroauto bei der Amortisation meiner PV Anlage. Insgesamt liegen die Nettoersparnisse für das gesamte Haus, Mobilität, Heizung und Brauchstrom bei CHF 5’500.– pro Jahr. Das schlägt finanziell über mehrere Jahre doch positiv zu Buche.

Ich weiss, die Umstellung hört sich für Interessierte erstmal nach viel an. Aber ich garantiere, es ist kein Hexenwerk, nur der Wille zum Umdenken muss da sein. Schlussendlich sind es alles Gewohnheitsfragen, mit Idealismus hat das Ganze wenig zu tun. Ich finde, wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich den Schritt gut überlegen.»

Polestar 2 im Test

Möchtest du mehr zum Polestar 2 erfahren? Hier findest du unseren ausführlichen Testbericht.

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