Auf Schweizer Strassen sind immer mehr Elektroautos zu sehen. Keine andere Antriebsart geniesst momentan mehr Popularität als der Elektromotor. Tiefe Unterhalts- und Treibstoffkosten, steuerliche Vergünstigungen und wenig lokale Emissionen sprechen für Elektroautos. Dem stehen aber auch Kritikpunkte wie lange Ladezeiten, hohe Anschaffungskosten oder die in Frage gestellte Nachhaltigkeit gegenüber. AutoScout24 beantwortet offene Fragen zum Elektroauto.
Wie funktioniert ein Elektroauto?
Ein Elektroauto unterscheidet sich vom Fahrzeug mit klassischen Verbrennungsmotor darin, dass der Motor des Elektroautos nicht durch Treibstoff sondern durch Strom angetrieben wird. Der Antrieb eines Elektroautos besteht aus drei Hauptkomponenten. Der Elektromotor wandelt elektrische Energie in mechanische Energie um. Die Batterie lässt den Strom frei, sobald das Auto eingeschaltet wird. Der Regler fungiert zwischen Motor und Batterie und sorgt dafür, dass genügend Energie von der Batterie beim Motor ankommt.
Wie viele Elektroautos gibt es in der Schweiz?
Rund 70’200 reine Elektroautos sind gemäss Bundesamt für Statistik in der Schweiz immatrikuliert (Stand 2021). Dies entspricht zwar nur 1.5 Prozent aller amtlich zugelassenen Autos in der Schweiz ist jedoch 75-mal mehr als noch im Jahr 2000. Weltweit erreichten die Neuzulassungen von Elektroautos im Jahr 2021 mit 17.4 Millionen Fahrzeugen einen neuen Höchstwert.
Dieser Anstieg ist zum Teil auf politische Massnahmen, aber auch auf die Entwicklung der Technik von Elektrofahrzeugen und der dazugehörigen Infrastruktur zurückzuführen.
Wie effizient ist ein Elektromotor?
Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor, wendet der Elektromotor die Energie direkt für den Antrieb des Motors an. Beim Verbrennungsmotor muss der Treibstoff durch Vergasen, Vermischen mit Sauerstoff und Zünden erst einmal in Energie umgewandelt werden. Dabei entstehen grosse Verluste. Bis zu 2/3 der Energie geht dabei verloren. Da der Elektromotor mit Strom läuft und nicht erst Energie umwandeln muss, ist dessen Wirkungsgrad im Vergleich zum Verbrennungsmotor viel höher. Hinzu kommt, dass 95 Prozent der zur Verfügung stehenden Energie, die vom Elektromotor erzeugt wird, für die Bewegung eingesetzt wird. Beim Verbrennungsmotor sind dies nur rund 30 Prozent.
Um sich jedoch ein umfassendes Bild über die Effizienz machen zu können, muss auch berücksichtigt werden, woher die Energie bzw. der Strom kommt. Kommt diese aus regenerativen Quellen ist die Effizienz höher. Findet die thermodynamische Umwandlung beispielsweise in einem Kohlekraftwerk statt, muss dies der Effizienz abgezogen werden.
Warum sind Elektroautos so teuer?
Die teuerste Komponente des Elektroautos ist die Batterie. Sie ist jedoch auch das Herzstück des gesamten Fahrzeuges. Je mehr Kilowattstunden die Lithium-Ionen-Akkus vorweisen, desto höher die Kapazität und damit die Reichweite. Batterien von Elektroautos sind deshalb so teuer, weil sie teure Rohstoffe wie Lithium und Kobalt enthalten. Zudem steigt mit der Nachfrage an Elektroautos auch die Nachfrage nach Lithium und Kobalt. Die Preise für die Rohstoffe steigen deshalb stetig an. Dazu kommen weitere Stoffe und die Kosten für die Fertigung und Entwicklung.
Reichweite von Elektroautos ist kein fixer Wert
Wie weit ein Elektroauto mit einer Ladung Strom kommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Am meisten Einfluss hat jedoch die Grösse der Batterie. Die Grösse beziehungsweise die Kapazität der Batterie wird in Kilowattstunden (kWh) angegeben.
Die Reichweite eines Elektrofahrzeuges ist aber kein wirklich fixer Wert. Hersteller geben zwar jeweils eine Batteriekapazität und eine damit verbundene Reichweite an. Je nach Fahrweise lässt sich die Reichweite jedoch stark beeinflussen. Ausserdem spielen weitere Faktoren, wie die gefahrene Geschwindigkeit, die Bauweise des Autos, die Strecke, die Aussentemperatur oder der Stromverbrauch von zusätzlichen Anwendungen des Autos, eine Rolle.
Wie fährt sich ein Elektroauto?
Ein entscheidender Punkt, der den meisten Fahrerinnen und Fahrern eines Elektroautos auffällt ist, dass dieses sehr leise ist. Beim Fahren ist höchstens ein Surren wahrnehmbar. Ein weiterer auffallender Faktor ist, dass beim Elektroauto das volle Drehmoment bereits beim Anfahren zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass es bereits auf den ersten Metern sehr viel Kraft erzeugt. Deshalb beschleunigen Elektroautos bereits beim Start sehr eindrucksvoll. Wer jedoch zu oft zu stark auf das Fahrpedal drückt, muss damit rechnen, dass seine noch zur Verfügung stehende Reichweite schnell abnimmt und das Auto früher wieder an die Ladestation muss.
Wie „tanke“ oder lade ich ein Elektroauto auf?
Gemäss dem Statistikportal Chargemap gibt es in der Schweiz 3813 Ladestationen für Elektroautos. Die meisten befinden sich auf öffentlichen Parkplätzen (z.B. an Autobahn-Raststätten), in Parkhäusern, bei Unternehmen, Hotels oder Autohändlern. Rund 60 Prozent dieser Stationen sind öffentlich. Nur ungefähr 6 Prozent befinden sich heute bei Privatpersonen.
Ähnlich wie bei Smartphones gibt es auch bei Elektrofahrzeugen unterschiedliche Steckertypen, um die Akkus aufzuladen. Weiter kommt hinzu, dass es auch verschiedene Ladestationen gibt, die sich durch die Ladeleistung unterscheiden.
Ladestationen Elektroautos: Zuhause lädt es sich am gemütlichsten
Wer sein Auto zuhause aufladen möchte, könnte dies theoretisch an einer normalen Haushaltssteckdose tun. Dies würde bei einer durchschnittlich grossen Batterie eines Elektroautos ungefähr 10 Stunden dauern. Jedoch sind normale Haushaltssteckdosen nicht dafür geeignet über Stunden eine derart hohe Leistung abzugeben. Die Leitungen können heiss werden. Je länger der Strom fliesst, desto mehr besteht die Gefahr eines Kabelbrands.
Es gibt unterschiedliche Lösungen, um ein Elektroauto in der eigenen Garage aufzuladen. Ohne allzu grosse Investitionen tätigen zu müssen, reicht eine Installation mit 3.7 Kilowatt Leistung. Bei einer Ladezeit von 8 Stunden (zum Beispiel in der Nacht bei Niedertarif) kann Energie für rund 140 bis 160 Kilometer geladen werden. Wer etwas mehr Reichweite laden möchte, sollte über eine Heiminstallation mit 11 oder bis 22 Kilowatt Ladeleistung nachdenken.
Beschleunigtes Laden von Elektroautos während der Einkaufstour
Wer ein, zwei Stunden Zeit hat, kann während einer Einkaufstour oder einem Geschäftsmeeting Strom für rund 100 oder 200 Kilometer laden. Stationen für beschleunigtes Laden (maximal 22 Kilowatt Leistung) werden in Einkaufzentren oder auf Besucherparkplätzen von Firmen immer beliebter.
400 Kilometer Reichweite in 15 Minuten – Die Schnellladestationen für Elektroautos
Wer keine Zeit für lange Pausen hat, kann an einer Schnellladestation in 15 Minuten eine Reichweite von rund 400 Kilometern laden. Gemäss Energie Schweiz werden seit 2018 an immer mehr Standorten Ladestationen mit einer maximalen Leistung von 150 Kilowatt installiert. Aber Achtung: Nicht alle Elektroautos sind ausgerüstet, um an solchen Schnellladestationen aufzuladen.
Was kostet ein Elektroauto?
Der Anschaffungswert von Elektroautos liegt über dem Preis von vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor. Dies liegt hauptsächlich an den hohen Kosten der Fahrzeugbatterie. Der Elektromotor besteht aus erheblich weniger und auch weniger anfälligen Komponenten als der Verbrennungsmotor. Dies führt dazu, dass Elektroautos in Betrieb und Unterhalt um einiges günstiger ausfallen als Autos mit Verbrennungsmotoren. Durchschnittlich kann also bei den Betriebs- und Unterhaltskosten, aber auch bei den Treibstoffkosten, gespart werden.
Viele Kantone belohnen den Kauf von energieeffizienten Fahrzeugen, indem sie die Verkehrssteuern für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben tiefer ansetzen.
Zudem gewähren einige Versicherungsanbieter Rabatte auf Versicherungen für Elektroautos.
Sind Elektroautos nachhaltig?
Elektroautos stossen während der Fahrt keine giftigen Abgase aus und tragen dadurch zu einer besseren lokalen Luftqualität bei. Aber auch Elektroautos können indirekt die Umwelt belasten. Zum einen durch die Herstellung der Antriebsenergie (beim Elektroauto der Strom). Aber auch beim Bau des Autos oder einzelner Komponenten des Fahrzeuges (z.B. die Batterien) können grosse Mengen an Energie verbraucht und Co2 ausgestossen werden.
Woher kommt der Strom, der das Auto antreibt?
Zentral ist die Art der Herstellung des getankten Stroms. Werden Elektroautos mit Strom aus Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken betankt, sind diese nicht umwelt- oder klimafreundlicher als moderne Fahrzeuge mit effizienten Verbrennungsmotoren. Wird der Strom hingegen nachhaltig produziert, so zum Beispiel aus Wind- Wasser- oder Solarkraft, kann er als umweltfreundlich bezeichnet werden.
Woher kommt der Strom für die Autoherstellung?
Während es zentral ist, woher der Strom für den Antrieb kommt, muss man auch im Auge behalten, wie viel oder wenig CO2 in der Herstellungsphase des Autos verbraucht wird. Des Weiteren werden für die Produktion von Elektrobatterien die Rohstoffe Lithium, Kobalt und Mangan unter hohem Energieeinsatz gewonnen.
Woher kommen die Rohstoffe für die Batterien?
Schlüsselelemente der Batterie von Elektroautos sind die Rohstoffe Lithium und Kobalt. Mit der steigenden Nachfrage an Elektroautos sind auch die Weltmarktpreise für diese gestiegen. Die weltweiten Reserven sind jedoch begrenzt und befinden sich zudem teilweise in politisch instabilen Regionen der Erde. Die Preise für die Rohstoffe steigen deshalb stetig an.
Wie werden Batterien von Elektroautos recycled?
Ordnungsgemässes Recycling von Akkus stellt bisher leider eher die Ausnahme dar, da sich dies im Verhältnis zur wiederverwendbaren Menge der Rohstoffe sehr teuer gestaltet. Dennoch haben die meisten Elektroautohersteller inzwischen Prozesse für die Wiederverwendung von alten Batterien entwickelt.
Ein weiterer Lösungsansatz ist die Weiterverwendung von Batterien. So können alte Autoakkus beispielweise für Solaranlagen auf Hausdächern dienen. Einige Hersteller wenden solche Konzepte schon an.
Lohnt es sich ein Elektroauto zu kaufen?
Wie bei jedem anderen Kaufentscheid müssen Käufer Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Das Angebot an Elektroautos ist in den letzten Jahren klar angestiegen und auch die Nachfrage nimmt stetig zu. Im Vergleich zu anderen alternativen Antrieben, wie Erdgas oder Wasserstoff, ist die Infrastruktur in der Schweiz (z.B. Ladestationen) bereits fortgeschritten. Was jedoch in Sachen Unterhalts-, Treibstoff- oder Steuerkosten gespart werden kann, muss beim Kauf des Autos ausgegeben werden. Obwohl ein Elektroauto lokal wenig Emissionen erzeugt, müssen weitere Punkte in die Überlegungen der Nachhaltigkeit einbezogen werden: Sowohl die Herkunft des Strom, der die Autos antreibt, als auch die beim Bau des Autos ausgestossene Menge an CO2, spielen eine Rolle. Weiter ist zu beachten, ob und wie die Elektrobatterie recycelt werden kann, sobald sie nicht mehr für das Auto einsatzfähig ist. Ob es sich nun lohnt ein Elektroauto zu kaufen, kommt ganz darauf an, welche Faktoren dem Kaufinteressenten wichtig sind.