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Jeep Grand Cherokee – Donnervogel

5. November 2022

Lesedauer: Minuten

Jeep Grand Cherokee – Donnervogel

Andreas Engel

Andreas Engel

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Er ist die unvernünftigste Versuchung, seit es sportliche SUVs gibt. Der Grand Cherokee Trackhawk von Geländewagenspezialist Jeep vereint schiere Masse mit unbändiger Power und brutalem Sound. Doch wie viel Sportwagen steckt in diesem Donnervogel wirklich?

Der Jeep Grand Cherokee Trackhawk in Zahlen:

  • Motor: 6,2-Liter-V8-Kompressor (700 PS, 868 Nm bei 4 800 U./Min.)
  • Antrieb: Allrad
  • Getriebe: 8-Stufen-Automat
  • Fahrleistungen: 0-100 km/h 3,7 s, Spitze 289 km/h
  • Masse: Gewicht 2 433 kg, Kofferraum 782-1 554 Liter
  • Verbrauch: Werk/Test 16,8/18,5 l/100 km, 385/431 g CO2/km, Energie G
  • Preis: ab 139 000 Franken
  • Konkurrenz: Bentley Bentayga W12, BMW X5 M, Jaguar F-Pace SVR, Lamborghini Urus, Mercedes-AMG GLE 63, Porsche Cayenne Turbo, Range Rover Sport u.a.
  • Stand: 04.12.2018

Wem der Jeep Grand Cherokee Trackhawk gefällt

Der Trackhawk, zu deutsch fast schon etwas verniedlichend Pistenfalke, ist so etwas wie das Gegenstück heutiger, auf Perfektion geschliffener Sport-SUVs. Entwickelt für Vorstadt-Cowboys mit Hang zum Übertreiben, die jedem Porsche Cayenne Turbo-Fahrer an der Ampel hämisch grinsend die vier fetten Auspuffrohre zeigen wollen.

Reifen wie Walzen

Man nehme einen grossen SUV und packe ihn bis zum Rand voll mit allem Unvernünftigen, was ein Konzern-Regal hergeben kann: Fertig ist der Jeep Grand Cherokee Trackhawk! Wobei man diesem Monstrum auf vier Rädern seine schier unbändige Kraft erst auf den zweiten Blick so richtig ansieht. Okay, die 295er-Pirelli-Pneus auf den fetten 20-Zöllern in diesen riesigen Radkästen sehen schon nicht gerade konventionell aus. Dazu die gelben Bremssättel, die bereits angesprochene vierflutige Auspuffanlage und das kleine, aber umso wichtigere «Trackhawk»-Logo am Heck.

Motor strotzt vor Kraft

Drücken wir den Startknopf im schön verarbeiteten, mit modernem Infotainmentsystem, Karboneinlagen und viel Leder ausgestatteten Cockpit, ahnen wir langsam, was uns erwartet. Das 6,2-Liter-V8-Kraftpaket unter der mit massiven Entlüftungskiemen versehenen Haube gibt sich zu erkennen. Das selbe Aggregat übrigens, das in den Hellcat-Versionen Challenger und Charger von Konzern-Tochter Dodge wütet. Mit einem herrlichen, noch dezenten V8-Brabbeln cruisen wir los. Und staunen erst mal über den hohen Alltagskomfort des Trackhawk, der nur etwas vom Vertikalgehoppel bei Geradeausfahrt gestört wird.

Irrwitzige Beschleunigung

Jetzt wollen wirs wissen, schärfen den Jeep am Drehschalter im Track-Modus nach und treten das Gaspedal durch. Wie unsere Mundwinkel rast auch die Tachonadel nach oben: In 3,7 Sekunden schiesst das 2,4-Tonnen-Dickschiff auf Tempo 100! Und das unter dem wild-mechanischen Kreischen des Kompressors, das irgendwann vom V8-Gedonner übertönt wird. Wahnsinn! Zwar ist der Trackhawk entgegen der Jeep-Ankündigung nicht der schnellste SUV der Welt – der Lamborghini Urus beschleunigt noch einen Tick schneller auf 100 km/h und rennt wie der Bentley Bentayga über 300 (Trackhawk 289 km/h) – der Spektakulärste ist er aber allemal.

Immer in Bewegung

Der Trackhawk will mit harter Hand gebändigt werden. Nicht, das er nicht sauber die Kurven kratzt, ohne zu sehr zu wanken, dank der Mega-Bremsscheiben (400/350 mm) brachial im Zaum gehalten wird oder sich mit den Riesen-Walzen heftig im Asphalt festbeisst. Doch die schiere Masse dieses Ungetüms ist ständig in Bewegung, es passiert um den Fahrer herum immer etwas. Für Freunde sportlichen Fahrens ein grandioses Erlebnis: nie perfekt wie aus den Sportabteilungen deutscher Hersteller, wozu auch die etwas zu leichte, zu vage Lenkung ihren Teil beiträgt. Aber genau deshalb macht dieses Teil so viel Spass. Vom V8-Monster mit der Geräuschkulisse eines Heavy-Metal-Konzerts ganz zu schweigen.

Was uns weniger gefällt

Der schon im Prospekt und für europäische Verhältnisse politisch sehr unkorrekte Verbrauch des Trackhawk. 16,8 Liter gibt der Hersteller an. Dass dies in der Praxis nur unter äusserst sanftem Einsatz des Gaspedals erreicht wird und bei einigermassen sportlicher Gangart eher eine 20 vor dem Komma steht, dürfte echte Fans dieses Donnervogels nur wenig stören.

Was uns besonders gefällt

Ganz klar: Der Trackhawk ist kein Sportwagen, sondern ein sehr sportlich zu fahrender SUV mit der Extra-Portion Verrücktheit. Aber welcher SUV ist schon für die Rennpiste gemacht? Am ehesten noch der Lamborghini Urus, der aber mit rund 240 000 Franken auch mindestens 100 000 Franken teurer als der Trackhawk ist. Kurz: Das Preis-Leistungsverhältnis dieses Jeeps ist im Vergleich zur Konkurrenz fast unschlagbar.

Andreas Engel

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