Der Blick auf den Anschaffungspreis von E-Autos sorgt oft für einen kleinen Schock. Denn die sind oft eher hoch, auch im Vergleich mit gleichwertigen Verbrennern und Hybrid-Autos. Aber wie sieht es über die ganze Lebensdauer aus? Wir zeigen dir anhand der Total Cost of Ownership, wie teuer dich Verbrenner und Elektroautos wirklich zu stehen kommen und mit welchem Antrieb du Geld sparst.
Kosten über die gesamte Lebensdauer vergleichen mit den TCO
Wie teuer ein Auto im Alltag wirklich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Total Cost of Ownership (TCO) erlauben eine realistische Betrachtung und den Vergleich der gesamten Kosten.
Folgende Kostenpunkte werden für die Berechnung berücksichtigt:
- Beschaffung: Kaufpreis und Finanzierungskosten abzüglich des Restwerts
- Energie: Kosten für Treibstoff und Strom
- Service: Preise für Ersatzteile, Arbeitsleistung sowie Inspektion und Wartung
- Reifen: Jährlicher Wechsel von Winter- auf Sommerpneu und umgekehrt, inklusive der Anschaffung neuer Reifen
- Weitere: Motorfahrzeugsteuer, Versicherungsprämien für Haftpflicht und Vollkasko, Kauf einer Wallbox, Kosten für die allgemeine Fahrzeugpflege
Was ist teurer: E-Auto oder Verbrenner?
EnergieSchweiz hat die TCO für Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor berechnet. Dabei haben die Expert:innen die Kosten für mehrere Modelle in den Kategorien Kleinwagen, Mittelklasseautos, Oberklassenautos und SUV analysiert. Sie gingen von einem Neukauf, einer Nutzungsdauer von 8 Jahren und einer Laufleistung von 15’000 Kilometern pro Jahr aus.
Das Ergebnis ist eindeutig: «Elektroautos sind günstiger als Verbrenner und Plug-in-Hybride», sagt Jean-Marc Geiser, Mobilitätsexperte beim Bundesamt für Energie.
Im Vergleich mit einem Verbrenner sparst du mit einem E-Auto bis zu 19 %.
Konkret sparst du mit einem E-Auto:
- bei Kleinwagen rund 5 %,
- bei Mittelklasseautos etwa 19 %,
- bei Autos der Oberklasse rund 13 % und
- bei SUVs circa 7 %.
Das heisst, du hast am Ende mehrere Tausend Franken mehr im Portemonnaie, wenn du dich für ein Elektroauto entscheidest. Bei Mittel- und Oberklasseautos kann die Ersparnis problemlos über 10’000 Franken steigen.
Übrigens:
Die TCO von Plug-in-Hybriden liegen nach 8 Jahren Nutzung ungefähr auf dem Niveau von reinen Verbrennern. Bei Oberklasseautos sind sie sogar die teuerste Variante. Aus Budgetsicht ist ein E-Auto also deutlich vorteilhafter als ein Hybrid.
Grafik: Elektroautos haben bei allen Autokategorien tiefere TCO als Verbrenner
Quelle: Bericht «Gesamtkosten für Personenwagen (TCO)», Bundesamt für Energie (BfE)
Hier findest du die ganze Studie des BfE zum Download.
Bei welchen Kosten sind E-Autos günstiger als Verbrenner?
Hauptgrund für den langfristigen Kostenvorteil von Elektroautos sind die viel tieferen Energiekosten. Einerseits ist Strom günstiger als Benzin oder Diesel, andererseits sind elektrische Antriebe effizienter als Verbrennungsmotoren.
Die Erhebung des BfE zeigt, dass die Benzin- oder Dieselkosten eines Verbrenners nach 8 Jahren mehr als das Dreifache der Stromkosten für E-Auto-Besitzer:innen betragen. Und das gilt für alle untersuchten Autoklassen: vom Kleinwagen bis zum SUV.
Auch im Vergleich mit Plug-in-Hybriden sparst du mit einem E-Auto bei den Energiekosten. Allerdings ist der Vorteil kleiner – die Hybride sind rund 50 % teurer.
Wichtig: Diese Vorteile kannst du nur realisieren, wenn du dein E-Auto hauptsächlich an der Wallbox zu Hause oder am Arbeitsplatz lädst. Bist du regelmässig an einer Schnellladestation, schnellen deine Energiekosten in die Höhe.
Sparpotenzial für E-Autos bei den Wartungskosten
In kleinerem Ausmass tragen auch die tieferen Servicekosten von Elektroautos dazu bei, dass ihre TCO tiefer sind als die von Verbrennern oder Plug-in-Hybriden. Da die Elektromotoren viel weniger bewegliche Teile haben als klassische Verbrennungsmotoren, kann auch weniger kaputtgehen. Dadurch müssen Servicetechniker:innen weniger Teile prüfen und ersetzen, was den gesamten Service günstiger macht.
Anders ist die Lage bei den Anschaffungskosten: Hier sind Elektroautos gegenüber reinen Verbrennern im Hintertreffen. Dabei spielt die Batterie eine wichtige Rolle: Akkus sind nach wie vor sehr teuer in der Herstellung und treiben die Preise von E-Autos in die Höhe.
Wie entwickeln sich die Kosten für Elektroautos in der Zukunft?
«Der Markt wird sich auf kostengünstigere Modelle ausweiten», ist Jean-Marc Geiser vom BfE überzeugt. Denn die Elektroautohersteller hätten sich bisher vor allem auf Modelle im höheren Preissegment, wie Limousinen oder E-SUV, fokussiert. Denn mit diesen können sie höhere Margen erzielen.
Aber das Preisniveau dürfte mit der Weiterentwicklung der Technologie, insbesondere bei den Batterien, sinken. Ausserdem stehen chinesische Hersteller in den Startlöchern, um den Markt in Europa und der Schweiz mit günstigeren Elektroautos zu bedienen. «Sobald die chinesischen Hersteller ein leistungsfähiges After-Sales-Netzwerk aufgebaut haben, werden die Preise unter Druck kommen», so die Einschätzung des Mobilitätsexperten.
Wie sich die laufenden Kosten entwickeln, hängt von den Elektrizitätspreisen ab. Steigen diese plötzlich stark an, musst du dich mit höheren Ausgaben abfinden – umgekehrt sparst du natürlich, wenn die Strompreise sinken. Diese Entwicklung lässt sich aber, wie beim Benzin- und Dieselpreis, langfristig nicht präzise vorhersagen.
Wie kann ich die Kosten für mein E-Auto möglichst tief halten?
Auch wenn E-Autos also langfristig grundsätzliche Kostenvorteile bieten, kannst du zusätzlich dazu beitragen, deine Ausgaben auf ein Minimum zu begrenzen. Mit diesen Tipps:
- Halte beim Neukauf Ausschau nach Händlerrabatten: Viele Hersteller müssen ihre CO2-Bilanzen senken, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen. Um das zu erreichen, geben sie oft grosse Rabatte auf Lagerfahrzeuge mit Elektromotor.
- Entscheide dich für ein gebrauchtes E-Auto: Es muss nicht zwingend ein Neuwagen sein. Mit dem Kauf oder Leasing einer Occasion sparst du schnell mehrere tausend Franken. Ausserdem sind Sorgen darüber, dass der Akku einer E-Auto-Occasion nicht lange hält, unbegründet. Moderne Batterien haben eine Lebensdauer von mindestens 1’000 Ladezyklen. Bei einer Reichweite von 300 km pro Akkuladung halten sie also problemlos 300’000 km.
- Fahre effizient: Klar, in den ersten Wochen und Monaten willst du die Power des Elektromotors geniessen. Aber sobald der Reiz etwas nachlässt, kannst du mit einer effizienten Fahrweise problemlos bis zu 10 % Energie sparen. Das bedeutet unter anderem, keine ruckartigen Beschleunigungs- und Bremsmanöver und keine überhöhte Geschwindigkeit. Mehr Tipps zum effizienten Fahren mit einem E-Auto findest du auf ecodrive.ch.
- Prüfe die Fördermassnahmen: Für den Kauf von E-Autos und die Installation der Ladestation im Eigenheim gibt es oft finanzielle Unterstützung. Je nach Förderprogramm bekommst du mehrere Tausend Franken zugesprochen. Auf energiefranken.ch kannst du nachprüfen, welche Förderungen in deiner Wohngemeinde und in deinem Kanton verfügbar sind.
- Reduziere die Stromkosten: Lade dein E-Auto, wann immer möglich, zu Hause. Wenn du eine Photovoltaik-Anlage hast, kannst du noch mehr profitieren, da du den Strom dann auch selber produzierst. An öffentlich zugänglichen Ladestationen sind die Preise für das Laden oft viel höher. Falls du den Akku dennoch extern laden musst, findest du alle Ladestationen in deiner Nähe mit unserer Karte.
- Spare bei Unterhalt und Service: Ein Garagistenvergleich kann sich auszahlen. Hole mehrere Offerten ein, so sparst du schnell einige 100 Franken pro Service.
- Vergleiche Versicherungsanbieter: Prüfe, ob deine Versicherung Vergünstigungen für E-Autos anbietet. Falls nicht, kann sich ein Wechsel zu einem Anbieter lohnen, der solche Rabatte kennt.
