Mit welchem Wertverlust ist bei Elektroautos zu rechnen?

21. Dezember 2023

Lesedauer: Minuten

Mit welchem Wertverlust ist bei Elektroautos zu rechnen?

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Monika Ochsner

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Kaum hast du dein Traumauto gefunden und fährst stolz deine ersten Meter, hat der Wagen schon an Wert verloren – sagt man. Aber ist das nur beim Verbrenner so? Sind E-Autos wirklich wertstabiler? Wie es sich mit dem Wertverlust von Elektroautos tatsächlich verhält- wir klären dich auf.

Vielleicht stellt sich dir die Frage: «Neuwagen oder Occasion?» Oder du bist dir nicht sicher, ob sich der Kauf eines E-Autos lohnt, wenn du dieses möglicherweise in ein paar Jahren wieder verkaufen möchtest. Der Wertverlust, respektive der Restwert, deines Autos spielt dabei unbestritten eine grosse Rolle.

Geht es um den Wertverlust beim Elektroauto scheiden sich die Geister. Dass ältere Elektroautos schneller an Wert verlieren ist richtig. Dies einerseits aufgrund des technologischen Wandels. Sprich, neue Fahrzeuge sind den älteren E-Autos in puncto Technologie einen grossen Sprung voraus. Andererseits lässt auch die Leistung des Fahrzeugs über die Jahre nach: Ein Elektroauto zu kaufen, das nur die Hälfte der ursprünglichen Reichweite erzielt, ist für viele Autofahrende wenig attraktiv.


Du magst dich nun wundern, wie es sich mit den Elektro-Neuwagen von heute verhält, ob auch diese im Alter weniger attraktiv für den Wiederverkauf sein werden. Oder ist die Technologie von heute gut genug, um langfristig Spitzen-Reichweiten zu gewährleisten? Wie viel wird dein neu gekauftes Elektroauto wohl in 3, 4 Jahren noch wert sein?


Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben wir mit Robert Madas, Regional Head of Valuations in der Schweiz, Österreich und Polen, und Hans-Peter Annen, Head of Valuations Schweiz, von der Autovista Group gesprochen. Unsere zwei Experten sind echte Vollprofis, wenn es um Preisanalysen und Werteinordnung von Fahrzeugen geht. Die Autovista Group sammelt und analysiert täglich Preis- und Spezifikationsinformationen, die den europäischen Automobilmarkt vorantreiben. Genau dieses Wissen haben wir für dich abgeholt.

So wird der Wertverlust von Elektroautos berechnet

Vielleicht hast du dich schon gefragt, wie der Wert einer E-Auto-Occasion überhaupt bestimmt wird. Robert Madas berichtet: «Der Restwert wird aufgrund der Angebote auf dem Markt ermittelt. Das Fahrzeug (unabhängig ob Verbrenner oder rein elektrisches Fahrzeug) wird dazu vergleichbaren Modellen gegenübergestellt.» Dabei stehen gemäss dem Experten folgende Komponenten im Fokus:

  • Alter
  • Kilometerleistung
  • Ausstattung
  • Marke
  • Modell
  • technischen Daten

Der Wertverlust von E-Autos im Vergleich zu Benzinern und Dieselfahrzeugen

Benziner, Diesel, Elektroauto oder doch eher Hybrid: Welche Art von Fahrzeug hat wohl den geringsten Wertverlust? Eindrucksvoll ist zum Beispiel, dass «junge Elektrofahrzeuge bis zu einem Alter von rund 12 Monaten sehr wertstabil sind. Sogar im Schnitt häufig wertstabiler als Fahrzeuge mit anderen Antriebsarten wie Diesel, Benziner und Hybrid», so Robert Madas. Umso höher das Alter, desto schneller aber verlieren Elektroautos gegenüber den Mitstreitern an Wert.

Konkret erzielen junge, rein elektrische Fahrzeuge etwa 4 Prozentpunkte mehr Restwert, als vergleichbare Verbrennermodelle. Mit höherem Alter sieht das dann anders aus: «Ein 4-jähriger Verbrenner, der zirka 80’000 km zurückgelegt hat, erreicht etwa 55 % Restwert, das E-Auto noch 50 %, also 5 Prozentpunkte weniger», erklärt Robert Madas. Beides sind aber immer noch beachtliche Ergebnisse.


Auch spannend ist, dass «der durchschnittliche Restwert von Elektrofahrzeugen heute rund 8 % über dem Wert von 2020 liegt.» Robert Madas betont aber, dass der Wertverlust respektive der Restwert von Segment zu Segment unterschiedlich ausfallen kann. Von daher lohnt sich ein Vergleich von SUV mit SUV oder Mittelklasse mit Mittelklasse. Nur so erhält man verlässliche Ergebnisse – und nicht, wenn man einen City-Flitzer mit einem Geländewagen vergleicht.

In Kürze:

  • In punct Wertverlust schneiden Elektrofahrzeuge bis im Alter von 12 Monaten besser ab als Verbrennerfahrzeuge.
  • Elektrofahrzeuge ab 3 – 4 Jahren hingegen zeigen einen grösseren Wertverlust bzw. einen geringeren Wert als vergleichbare Verbrennermodelle.
  • Der Wertverlust fällt von Segment zu Segment anders aus.

Warum verlieren Elektroautos an Wert und was beeinflusst den Wertverlust?

Grundsätzlich ist es so: Je neuer ein E-Auto ist, desto besser für die Besitzenden. Denn neuere Elektrofahrzeuge haben in der Regel auf ihren Akkus nach wie vor ein Garantieversprechen der Hersteller, eine beachtliche Reichweite und basieren auf einer moderneren Technologie, die Funktionen wie zum Beispiel das Schnellladen erlaubt. Das schlägt sich auch im Wertverlust der Elektroautos nieder.


Robert Madas dazu: «In den letzten Jahren hat bei rein elektrischen Fahrzeugen ein enormer Technologiesprung stattgefunden. Wenn wir uns das Angebot von 4-5-jährigen Elektroautos anschauen, dann ist ein deutlicher Unterschied zu modernen Modellen erkennbar. Sei es in Sachen Batteriekapazität, Reichweite oder Ladegeschwindigkeit. Ältere Modelle sind zum Beispiel oftmals nicht ausreichend ausgerüstet, um hohe Ströme für schnelles Laden zu verarbeiten.» Nebst den technologischen Fortschritten gäbe es aber auch noch einen anderen Grund für den Sprung im Restwert: «Früher waren die Listenpreise für Elektrofahrzeuge gegenüber vergleichbaren Verbrennern deutlich höher.»


Vorrang vor allen hat aber besonders die Batteriekapazität. Je kleiner die Kapazität einer E-Autobatterie, desto schneller verliert das entsprechende Fahrzeug an Wert. Diese Fahrzeuge werden dann eher für die Kurzstrecke oder als Zweitwagen eingesetzt. Im Umkehrschluss lässt sich sagen, umso mehr Batteriekapazität ein Wagen hat, desto wertstabiler ist das Fahrzeug. Ein durchaus entscheidender Faktor gerade auch in der Schweiz, so beobachtet Hans-Peter Annen: «Die Schweizer Bevölkerung ist sehr auf Sicherheit bedacht – eine höhere Batteriekapazität bedeutet mehr Reichweite und mehr Sicherheit beim Zurücklegen von Kilometern.»

In Kürze:

  • Der Wertverlust von älteren Elektrofahrzeugen ist primär durch den Technologiesprung der letzten Jahre verursacht.
  • Batteriekapazität, Reichweite und Ladegeschwindigkeit beeinflussen den Restwert eines E-Autos enorm.
  • Je grösser die Batteriekapazität ist, desto wertstabiler ist das Auto.
  • Ausserdem: Früher waren die Listenpreise für Elektroautos deutlich höher.

E-Auto kaufen und wieder verkaufen: Was gilt es hinsichtlich Restwert zu beachten?

Willst du ein Elektrofahrzeug kaufen, im Wissen, dass du dieses allenfalls wieder verkaufen möchtest, solltest du folgende Aspekte beachten:

«Grundsätzlich sind Fahrzeuge aus beliebten Segmenten wie Kleinwagen, Mittelklassewagen oder auch kompakte SUVs sowie Mittelklasse-SUVs besonders wertstabil. Optimal sind ausserdem immer E-Fahrzeuge mit hoher Batteriekapazität und Schnellladefunktion», rät Robert Madas. Diese Modelle könne man auch nach einiger Zeit in Gebrauch preislich gut wieder verkaufen. «Einen höheren Wertverlust und somit geringeren Restwert verzeichnen Fahrzeuge aus der Oberklasse, sowie grosse SUVs, oder Modelle aus der Mikroklasse.»

Wie schnell kann ich meinen gebrauchten E-Wagen verkaufen?

Vom Tag der Inserat-Erstellung bis zum eigentlichen Verkauf vergehen bei gebrauchten E-Autos 80 Tage (Marktdaten von AutoScout24, Stand 2023). Neue Elektrofahrzeuge gehen sogar «weg wie warme Weggli», und sind im Schnitt nur 70 Tage (Marktdaten von AutoScout24, Stand 2023) auf dem Markt.

Eine allgemeingültige Aussage auf spezifische Marken bezogen ist wiederum nicht möglich, da jeder Hersteller ein sehr unterschiedliches Portfolio aufweist. «Als Daumenregel kann man sagen, dass je jünger, je moderner, je höher die Batteriekapazität und je angesagter ein Modell ist, desto besser für den Wiederverkauf.» Auch zu beachten ist laut Hans-Peter Annen: «Es herrscht Bewegung im E-Markt, das Angebot an Modellen wird deutlich zunehmen und immer mehr Hersteller werden immer breiter aufgestellt sein.»

In Kürze:

  • Fahrzeuge aus beliebten Segmenten und mit moderner Technologie sind am wertstabilsten.
  • Hinsichtlich Wertstabilität sticht keine konkrete Marke heraus.

Was musst du über den Elektroauto-Markt wissen

Derzeit zeigt der Restwert von Elektroautos, wie auch von Verbrennern, eine fallende Tendenz – aber auf einem guten Niveau. Wenn du aktuell dein Elektroauto verkaufen möchtest, kannst du laut Robert Madas und Hans-Peter Annen für einen 12 Monate alten Wagen mit 20‘000 km Laufleistung bei einem Eintausch beim Händler mit bis zu 71 % Restwert vom Listenpreis rechnen. Dieser Wert liegt etwas über dem von Hybrid-, Diesel- und Benzinfahrzeugen.


Möchtest du dir hingegen ein gebrauchtes E-Auto kaufen, so folgst du am besten diesem Tipp von Robert Madas: «Es ist immer interessant, wenn man einen jungen Gebrauchten findet. Etwa ein Jahr alt – und schon spart man eine Menge Franken und hat trotzdem nahezu einen Neuwagen mit sehr guter Leistung».

Welchen Einfluss auf den Wert von Elektroautos hat die Chipkrise respektive Halbleiterknappheit?

Insbesondere die Corona-Pandemie, aber auch der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine haben die Hersteller von Elektroautos vor eine neue Herausforderung gestellt: die Halbleiterknappheit, auch Chipkrise genannt.


Elektroautos sind – wie alle Fahrzeugtypen – in ihrer Funktionalität auf Chips und deren Grundbestandteil, die Halbleiter, angewiesen. Die Umstände der vergangenen 3 Jahre haben dazu geführt, dass es den Herstellern an Halbleitern und somit an Chips gefehlt hat. Dadurch kam es zu Verzögerungen in der Produktion und somit zu weniger Neuzulassungen auf dem Markt. Gleichzeitig ist die Nachfrage aber normal geblieben. Das hat sich auch auf den Gebrauchtwagenmarkt ausgewirkt – ein kleineres Angebot an Neuwagen heute führt zu weniger verfügbaren Occasionen morgen. Damit verbunden waren unweigerlich höhere Restwerte von gebrauchten Autos, Verbrennern als auch E-Autos, in den vergangenen Jahren.


Hans-Peter Annen hat eine weitere spannende Beobachtung gemacht: «Was wir während der Pandemie gesehen haben, ist eine erhöhte Nachfrage nach älteren Fahrzeugen. Grund dafür könnte sein, dass mehr Personen den öffentlichen Verkehr meiden und auf individuelle Mobilität umsteigen wollten. Und: Ältere Occasionen waren deshalb stärker nachgefragt.»

Restwertproblem: Ist Leasing von E-Autos die Lösung?

Der Occasionenmarkt ist voller Unsicherheiten. Das kann manchmal gut für den Geldbeutel sein – manchmal auch nicht. Um genau diese Unsicherheiten zu umgehen, kann Leasing die ideale Lösung für das Restwertproblem sein. Wichtig ist, dass du auf die Form des Leasings selbst achtest: Bei einem Kilometerleasing spielt nämlich der Restwert am Ende deiner Nutzung keine Rolle.

Wenn du mehr zum Leasing von Elektroautos erfahren möchtest, dann empfehlen wir dir diesen spannenden Blogbeitrag.

Die Wertentwicklung von Elektroautos in Zukunft: Wie geht es weiter?

Konkrete Prognosen für den Markt zu treffen, ist nicht leicht. Vielmehr lohnt sich ein Blick auf die vergangene Entwicklung. «Insgesamt zeigt sich, dass der Restwert – auch durch das geringe Angebot und die erhöhte Nachfrage – in den letzten zwei Jahren sehr gewachsen ist», so Robert Madas. Seit Ende 2022 hat sich das Angebot und die Preissituation gemäss den Experten aber wieder deutlich verbessert.

Du willst unbedingt wissen, wie die aktuelle Preisentwicklung für E-Autos oder Verbrenner aussieht? Die Autovista Group informiert dich mit den aktuellsten Zahlen und Entwicklungen auf dem Automarkt monatlich kostenlos (auf Englisch). Speziell auch für die Schweiz.

In der Summe sind nun wieder etwa genau gleich viele Occasionen auf dem Markt, wie vor der Pandemie. Auch in Zukunft dürfte der Markt diesem Trend folgen, da die Hersteller neue Produktionswege gefunden und sich neu aufgestellt haben. «Knapp wird es bei Angeboten von jungen Fahrzeugen zwischen einem und zwei Jahren», ergänzt Robert Madas. Denn hier mache sich die Lücke der Neuzulassungen aus der Corona-Pandemie bemerkbar.

In Kürze:

  • Aktuell ist bei einem einjährigen Elektrofahrzeug mit bis zu 71 % des Listenpreises im Eintausch beim Händler zu rechnen – abhängig von Segment und Kilometerstand.
  • Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg verursachten eine Chip- und Lieferkettenkrise, die zwischenzeitlich für weniger Neuzulassungen und erhöhte Preise bei Occasionen gesorgt hat.
  • Mittlerweile hat sich der Markt erholt und das Volumen von verfügbaren Occasionen befindet sich beinahe wieder auf Vorkrisenniveau, und die Restwerte zeigen eine sinkende Tendenz.

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