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Neuwagen einfahren: So bleibt dir dein Auto lange erhalten

6. Juli 2022

Lesedauer: Minuten

Neuwagen einfahren: So bleibt dir dein Auto lange erhalten

Bernhard Bircher-Suits & Felix Ertle

Bernhard Bircher-Suits & Felix Ertle

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Du hast dir den Traum vom Neuwagen erfüllt und möchtest ihn ordnungsgemäss einfahren? Dabei gilt es einige Dinge zu beachten. Mit den folgenden Tipps sorgst du gut für deinen neuen Weggefährten.

Die Zeiten, in denen Automobile zum Einfahren spezielles Schmieröl erhielten, sind längst vorbei. Damals mussten die Motorteile über tausende von Kilometern behutsam eingeschliffen werden. Durch optimierte Fertigungstechniken werden die Fahrzeug-Bauteile heutzutage viel präziser produziert. Deshalb greifen die einzelnen mechanischen Komponenten von Anfang an fliessender ineinander als zuvor. Dennoch gibt es auch heute noch einige Dinge zu beachten, um deinem Neuwagen den Start im Strassenverkehr möglichst angenehm zu gestalten und seine Lebensdauer zu erhöhen.

Warum muss ich den Neuwagen einfahren?

Trotz präziser Produktionsmethoden weisen Kolben und Zylinder öfters minimale Unebenheiten auf. Auch die Bremsen benötigen etwas Zeit, um ihre volle Bremsleistung zu entfalten. Federn und Stossdämpfer sorgen anfangs für ein eher ruppiges Fahrvergnügen. Nicht zuletzt sollten auch die Reifen bis zu 150 Kilometer eingefahren werden. Wenn du von Anfang an Vollgas gibst, gefährdest du nicht nur die Lebensdauer deines Neuwagens. Bis vollständige Bodenhaftung und Bremsfähigkeit erreicht sind, solltest du dir und den Verkehrsteilnehmenden zuliebe sorgsam fahren.

Wie fahre ich meinen Neuwagen richtig ein?

Schritt Nummer eins: Lies dir die Bedienungsanleitung deines Neuwagens gründlich durch und beachte die darin stehenden Angaben. Worauf der Fokus beim Einfahren liegt, kann je nach Modell variieren. Nach 2’000 Kilometern ist dein neues Auto komplett eingefahren. Wir verraten dir, welchen Autoteilen du beim Einfahren besondere Beachtung schenken solltest.

Getriebe und Motor: Drehzahl Stück für Stück erhöhen

Gib dem Auto-Getriebe trotz präziserer Werksproduktion Zeit, um sich einzuschleifen. Nutze auf den ersten 1’000 Kilometern nur zwei Drittel der verfügbaren Drehzahl. Danach kannst du diese Stück für Stück erhöhen. Variiere die Drehzahl zudem und fahre auf unterschiedlichen Strecken, wie zum Beispiel auf Landstrassen, Autobahnen oder hügeligem Gelände. Dadurch kann sich dein Fahrzeug an verschiedene Lastzustände gewöhnen.

Für Diesel-Neuwagen gilt beim Einfahren ein Maximalwert von 3’500 Umdrehungen, für Benziner sind es 4’500 Umdrehungen.

Und beim Automatikgetriebe?

Wenn du mit Automatik-Getriebe fährst, übernimmt eine intelligente Steuerung für sie die Regulierung der Motordrehzahl. Wenn du das Gaspedal ganz durchtrittst, schaltet das Getriebe automatisch sofort in einen niedrigeren Gang. Experten sprechen von einem sogenannten „Kickdown“. Solche Kickdowns solltest du in der Anfangsphase vermeiden. Ruf somit nicht sofort die maximale Motorleistung übers Gaspedal ab.

Reifen: Trennmittel behutsam abfahren

Hast du dich bereits über den Glanz auf den Reifen deines Neuwagens gewundert? Viele Autoreifen werden mit einem öligen Trennmittel versehen, damit sie sich leichter aus der Reifenform herauslösen lassen. Auf den ersten 150 Kilometern weist Ihr Fahrzeug daher erhöhte Rutschgefahr auf. Fahre vorsichtig um Kurven und pass bei Laub und Nässe besonders auf. Wenn die Lauffläche nicht mehr glänzt – nach rund 150 Kilometern – haben die Reifen ihre optimale Haftung entwickelt.

Bremsen: keine harten Bremsmanöver

Bei einem Neuwagen musst du zu Beginn mit mehr Kraft aufs Bremspedal drücken. Erst nach 200 bis 300 Kilometern erzeugt die Bremsanlage in etwa die gleiche Bremswirkung wie bei einem eingefahrenen Wagen. Vermeide zu Beginn wenn möglich Vollbremsungen, um die Bremsen nicht unnötig zu belasten.

Fahrwerk: werkseitig straff eingestellt

Mechanische Bauteile wie Stossdämpfer, Federn und Achsengelenke spielen ab Werk oft nicht optimal zusammen. Da sie werkseitig straff eingestellt sind, ist das Fahrgefühl beim Einfahren deines Neuwagens eher hart. Geh sachte mit deinem neuen Auto um, damit sich die Federn gemeinsam einschwingen können. Belade das Fahrzeug ausserdem nicht zu schwer und vermeide Schlaglöcher.

Neuwagengeruch: lüften, lüften, lüften

Einige lieben den Geruch frisch hergestellter Textilien und Kunststoffe von Neuwagen. Andere empfinden ihn als stark störend. Gehörst du zur zweiten Gruppe? Dann lüfte deinen Neuwagen regelmässig und der unangenehme Geruch verfliegt nach kurzer Zeit. 

Was ebenfalls gegen den störenden Geruch helfen kann, ist Backsoda. Stelle dafür einfach eine Schüssel mit ein paar Löffeln Backsoda ins Auto und lass diese einen Tag lang stehen.

Tipp für Autos mit Turbolader

Der Turbolader hat im Auto die Aufgabe, die Verbrennungsluft, die dem Motor zugeführt wird, zu verdichten. Turbos sind da, um Vollgas gefahren zu werden. Das ist auch in der Einfahrphase angebracht. Hast du den Turbolader stark beansprucht, solltest du ihm eine längere Abkühlphase gönnen. Ansonsten kann ein Hitzestau entstehen, der dem bis zu 1’000 Grad heissen Lader auf Dauer stark zusetzt.

So fährst du Hybrid- und Elektroautos richtig ein

Elektromotoren beinhalten in der Regel nur ein bewegtes Teil – den in den Lagern laufenden Rotor. Damit besteht die Gefahr nicht, dass zahlreiche mechanische Teile aneinander reiben. Den Motor kannst du von Anfang an ausfahren. Jedoch gelten für Bremsen, Fahrwerk und Reifen die herkömmlichen Richtlinien zum richtigen Einfahren eines Neuwagens. 

Mit Hybridautos verhält es sich ähnlich. Ein Hybrid vereint meistens Elektromotor mit Verbrennungsmotor. Der Motor ist in der Regel ab Werk voll ausfahrbereit. Lies in jedem Fall immer die Bedienungsanleitung, um auf Nummer sicher zu gehen. 

Für eine lange Freundschaft mit deinem mobilen Weggefährten

Durch optimierte Werkseinstellungen ist die richtige Einfahrtechnik nicht mehr überlebenswichtig für deinen Neuwagen. Gehe jedoch am Anfang behutsam mit Getriebe und Motor, Reifen, Bremsen sowie Fahrwerk um, verbindet dich und deinen mobilen Weggefährten eine lange Freundschaft.

Bernhard Bircher-Suits & Felix Ertle

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