Wenig Tankstellen, gefährliche Gase und ein kleines Angebot – die Vorurteile gegenüber Erdgasautos sind gross. Zwar gibt es tatsächlich erst rund 150 Erdgastankstellen in der Schweiz, doch da der Motor bivalent ist, läuft er auch mit Benzin. Das Erdgasauto kann also an jeder normalen Tankstelle aufgefüllt werden. Im Vergleich zu den üblichen Treibstoffen ist Erdgas sehr günstig. Steuer- und Versicherungsvorteile bieten zusätzliches Sparpotenzial. AutoScout24 beantwortet weitere offene Fragen zum Erdgasauto.
Wie funktioniert ein Erdgasauto?
Ein Erdgasauto funktioniert grundsätzlich ähnlich wie ein Auto, das mit Benzin oder Diesel angetrieben wird. Der Motor ist ein normaler Verbrennungsmotor. Anstatt Benzin wird in den Zylindern Erdgas, sogenanntes Compressed Natural Gas (CNG), zusammen mit Luft verbrannt. Die meisten heutigen Erdgas-Autos sind bivalent, was bedeutet, dass sie neben dem Erdgastank auch noch einen Benzintank haben. Sobald der Erdgastank leer ist, schaltet der Motor automatisch auf Benzin um.
Erdgas ist ein natürliches und brennbares Gas, das aus dem Erdinneren gewonnen wird. Zu über 90 % besteht Erdgas aus dem Naturgas Methan. Es wird durch Bohrlöcher aus der Erde gefördert. Zudem kann Methan auch an der Erdoberfläche bei Gärungsprozessen entstehen. Dies geschieht zum Beispiel in Kläranlagen oder in der Nutztierhaltung (Biogas).
Was ist der Unterschied zwischen Erdgas und Biogas?
Erdgas und Biogas unterscheiden sich nur in der Entstehung, denn bei beidem handelt es sich um das Naturgas Methan (CH4). Erdgas ist eine fossile Energie, die unter der Erdoberfläche in Millionen von Jahren entstanden ist. Daher ist ihr Vorrat endlich und kann irgendwann ausgehen. Biogas hingegen kann aus biogenen Abfällen hergestellt werden. Somit ist Biogas eine erneuerbare, klimaschonende Energie. Sie kann in das Gasnetz eingespeist werden. Wer sein Auto in der Schweiz mit Erdgas betankt, füllt automatisch 10 % Biogas in den Tank. An einigen Erdgas-Tankstellen ist es aber bereits möglich, den Biogasanteil individuell selber zu wählen und zu einem Aufpreis entsprechend zu erhöhen.
Wie tanke ich ein Erdgasauto und was tanke ich in ein Erdgasauto?
Das Tanken von Erdgasfahrzeugen unterscheidet sich nicht wesentlich vom Tanken herkömmlicher Autos mit Benzin oder Diesel. Der grösste Unterschied besteht darin, dass es sich bei Erdgas nicht um einen flüssigen sondern gasförmigen Treibstoff handelt. Der Tankvorgang dauert ungefähr gleich lang wie bei Benzin oder Diesel. In der Schweiz gibt es mittlerweile über 150 Gastankstellen. Auch in ganz Europa sind Gastankstellen schon recht weit verbreitet. Eine Routenplanung ist bei grösseren Reisen jedoch immer noch nötig.
Zusätzlich zum Gastank verfügen die meisten Erdgasautos zusätzlich über einen Benzintank. Der Motor stellt automatisch auf Benzin um, sobald der Erdgastank leer ist. Somit kann ein bivalentes Erdgasauto, das zwei Tanks hat, auch normal mit Benzin betankt werden.
Wie teuer ist das Betanken eines Erdgasautos?
Erd- und Biogas (CNG) wird in Kilogramm abgerechnet. Ein Kilogramm CNG hat so viel Energie wie 1.5 Liter Benzin. Damit nicht jedes Mal umgerechnet werden muss, wird der Preis an den meisten Tankstellen benzinäquivalent angeschrieben und kann somit direkt mit den Benzinpreisen verglichen werden. Im Vergleich zu Benzin oder Diesel kann mit Erdgas rund ein Viertel der Tankkosten eingespart werden. Das liegt unter anderem daran, dass der Bund klimafreundliche Treibstoffe fördert. So ist die Mineralölsteuer auf Erdgas-Treibstoff reduziert. Biogas ist ganz von der Mineralölsteuer befreit.
Gibt es eine grosse Auswahl an Erdgasautos?
Was kostet ein Erdgasauto?
Bei einem Erdgasauto sollten die Kosten unbedingt gesamtheitlich gerechnet werden. Denn obwohl die Anschaffungskosten für ein Erdgasfahrzeug meist höher liegen als für vergleichbare Autos mit Benzin oder Diesel, kann sich ein Erdgasauto auf Dauer finanziell lohnen.
Es sind nicht nur die Treibstoffkosten, die bei Erdgas bis zu einem Viertel günstiger sein können als bei Benzin oder Diesel. Hinzu kommen vergünstigte Verkehrssteuern. Viele Kantone belohnen den Kauf von energieeffizienten Fahrzeugen, indem sie die Verkehrssteuern für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben tiefer ansetzen.
Zudem gewähren einige Versicherungsanbieter Ermässigungen auf Versicherungen für Erdgasfahrzeuge.
Sind Erdgasautos gefährlich?
Erdgasautos werden auch heute noch häufig mit Gefahr in Verbindung gebracht. Viele Menschen befürchten austretendes Gas und die damit verbundenen Risiken. Die Tanks von Erdgasfahrzeugen gehören jedoch zu den sichersten Komponenten des Autos und unterliegen einer speziellen Typenprüfung. Die Tanks halten ein Vielfaches des vorgeschriebenen Betriebsdruckes von 200 bar aus. Zudem sind die Treibstofftanks mit Sicherheitselementen gegen Überdruck und Feuer geschützt. Bei solchen Ereignissen wird das Erdgas kontrolliert abgelassen. Bei einem Crash ist der Tank das stabilste Element des Autos. Erdgasfahrzeuge sind damit nicht gefährlicher als mit Benzin betankte Autos.
Sind Erdgasautos nachhaltig?
Erdgasautos stossen rund ein Drittel weniger CO2 aus, als vergleichbare Autos, die mit Benzin angetrieben werden. Zudem wird dem Erdgas in der Schweiz immer mindestens 10 % Biogas beigemischt. An einigen Tankstellen ist es bereits möglich, den Biogasanteil individuell zu erhöhen. Mit 100 % Biogas fährt man nahezu CO2-neutral. Weiter verbreiten Erdgasfahrzeuge im Vergleich zu Benzin- oder Dieselmotoren viel weniger umwelt- und gesundheitsbelastende Schadstoffe, wie beispielsweise Feinstaub.
Was ist der Unterschied zwischen CNG und LPG?
Neben Erdgasautos gibt es auch Autos, die mit Flüssiggas, sogenanntem Liquified Petroleum Gas (LPG), angetrieben werden. In der Schweiz sind diese jedoch kaum verbreitet, da Hersteller keine mit Flüssiggas angetriebenen Neuwagen mehr anbieten.
Lohnt es sich ein Erdgasauto zu kaufen?
Es lohnt sich auf jeden Fall sich umfassend mit dem Thema Gasauto zu beschäftigen und Vorurteile aus der Welt zu schaffen. Wer eine Erdgastankstelle in der Gegend hat und zum Tanken ab und zu einen Umwege in Kauf nimmt, kann über einen Erdgasauto nachdenken. Wegen der etwas höheren Anschaffungskosten lohnt sich ein Erdgasauto nur, wenn es konsequent mit Erdgas betrieben wird. Dank dem bivalenten Antrieb könnte das Auto auch konventionell mit Benzin fahren – dann aber ohne die finanziellen und ökologischen Vorteile. Angst, keine passende Tankstelle zu finden, müssen Erdgasauto-Fahrer*innen nicht haben. Wer ein möglichst nachhaltiges Auto sucht, findet mit dem Erdgasfahrzeug und der Möglichkeit, dieses auch mit Biogas zu tanken, auf jeden Fall ein passendes Angebot.